Daub Studio
Diploma
DIE ÄSTHETIK DES LICHTS / TRANSLUZENTE BILDWELTEN – KACHŌ FŪGETSU 花 鳥 風 月 (BEAUTIES OF NATURE)
Diplom Abschluss, Hochschule für Gestaltung Offenbach | Fachbereich: Kunst |
Gestalterische Arbeit: Fachrichtung Kommunikationsdesign | Schwerpunkt: Grafikdesign/ Illustration | Thema: Die Ästhetik des Lichts/ Transluzente Bildwelten | Titel: DIE ÄSTHETIK DES LICHTS / TRANSLUZENTE BILDWELTEN – KACHŌ FŪGETSU 花 鳥 風 月 (BEAUTIES OF NATURE) | Prof. Eike König
Theoretisch-wissenschaftliche Arbeit: Philosophie und Ästhetik | Thema: Die Ästhetik des Lichts/ Die Ästhetik von Licht und Schatten | Titel: ABSENCE EQUALS PRESENCE – Die Präsenz im Abwesen. Über das sinnlich Erfahrbare, zwischen Licht und Schatten, im Werk James Turrells | Prof. Dr. Juliane Rebentisch
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Silke Daub | gestalterische Diplomarbeit | Thema: Die Ästhetik des Lichts/ Transluzente Bildwelten, Titel: Kachō Fūgetsu 花 鳥 風 月 (Beauties Of Nature) | Visualisierung traditioneller japanischer Süßigkeiten (Wagashi), 4 digitale Illustrationen, Neon Leuchtkästen, je 100 x 100 cm
Nach dem deutschen Philosophen Gernot Böhme sind nicht die Dinge die man wahrnimmt, sondern das, was man empfindet, die Atmosphären zwischen den Dingen, das primäre Thema von Sinnlichkeit. Das ein Ding, nicht ausgehend seines Daseins wahrgenommen wird, sondern durch das erkennende Subjekt seine Zuschreibung erhält, sieht Böhme als eine falsche Auffassung in der Erfahrung der wahren Weise seines Daseins, als spürbare Präsenz. Jene Atmosphären sind nach Böhme „die gemeinsame Wirklichkeit des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen“. [1] Jene Weisen ihrer Anwesenheit bezeichnet Böhme als die Ekstasen des Dings – wie beispielsweise Farben und Gerüche – die über ihre rein äußerliche Form nach außen wirken. „Allgemein kann man sagen”, so Böhme, „daß Atmosphären ein Thema überall dort sind, wo etwas inszeniert wird, überall dort, wo es um Design geht – und das heißt heute: fast überall.” [2]Die neue Ästhetik nach Gernot Böhme versucht ästhetische Erfahrung durch den Atmosphärenbegriff zu analysieren und sprachfähig zu machen, und setzt dort an, wo die amerika- nische Theoretikerin Susan Sontag in ihrem Plädoyer in den 60er-Jahren ein entsprechendes Vokabular für die sinnliche Wahrnehmung von Kunstwerken einfordert: „In place of a herme- neutics we need an erotics of art.” Indem wir die verschiedenen Atmosphären, die uns umgeben „als solche kennenlernen und lernen, mit ihnen umzugehen”, sieht Böhme die Möglichkeit in der Kunst, „die menschliche Sinnlichkeit überhaupt erst zu entwickeln.” [ 3] Auch sieht Böhme diese Aufgabe im Bereich der angewandten Kunst, und darüber hinaus, in der ästhetischen Arbeit. [4]
Als Designerin, bin ich stets daran interessiert neue Bildwelten zu entwickeln, deren freier Ansatz mir in der Folge neue visuelle Kommunikationsmöglichkeiten im angewandten Bereich bietet. Wie auch die Arbeiten im Rahmen meines Vordiploms und meines Nebenfachdiploms, geht es in meiner gestalterischen Diplomarbeit um das Sichtbarmachen des Nicht-Sichtbaren. Sie zeigen alle Einblicke in eine (mikroskopische) Welt, die uns verborgen ist, die wir fühlen aber nicht direkt sehen können, uns diese jedoch allgegenwärtig umgibt – wir sogar Teil von ihr sind.
Meine gestalterische Diplomarbeit visualisiert vier verschiedene Atmosphären, jene Zwischenphänome, die Ekstasen eines Dings, dessen Wirkung wir nach Gernot Böhme fühlen können. Auch geht es um das sinnliche Erfahren eines Bildes, das aus sich selbst heraus wirken kann, indem es Raum lässt, in den sich der Betrachter mitinne denken und fühlen kann, sich also das Bild aus der individuellen Betrachtung heraus entwickeln kann. Das Dargestellte nimmt dem- nach nicht zu viel vorweg, erlaubt Raum für die eigene Interpretation. Es geht um eine Möglichkeit des Verweilens, in einer tiefen kontemplativen Aufmerksamkeit, in der Betrachtung eines Bildes, das über den ersten Blick hinaus, einen Zugang zum Dargestellten ermöglicht. Es geht um die Suche nach der Form, also das Erleben der reinen ästhetischen Erfahrung.
Es existieren Bezüge zur japanischen Ästhetik und Kultur sowie Zen-Buddhistische Ideen des Nichts und der Leere, die als Potenzial, als Fülle an Möglichkeiten verstanden wird, in der sich die Dinge entwickeln oder entfalten können, in der das Dargestellte lebendig wird.
Die Präsentation im Leuchtkasten lässt das Bild im wahrsten Sinne aus sich selbst heraus erscheinen. Der weiße halbdunkle Raum unterstützt ihre Wirkung. Der Teppichboden wirkt ent- schleunigend. Das quadratische Bildformat konzentriert den Blick auf die Bildmitte – wie auch in der traditionellen fernöstlichen Bildkomposition, in der sich das Bild, aus seiner Mitte heraus, in der Imagination des Betrachters entwickelt. Seine wahre Erscheinung lässt sich nicht dokumentieren [5] , man muss es vor Ort selbst erleben.
[1] Gernot Böhme, Atmosphäre – Essays zur neuen Ästhetik, Berlin 2017, S. 34 [2] Ebd., S. 33 [3] Ebd., S. 16 [4] Vgl., ebd., S. 16–17, Böhme sieht die angewandte Kunst als Basis, innerhalb dieser dann die autonome Kunst als Sonderform hervorgeht, die in ihrem, wie es Böhme beschreibt, „handlungsfreien Raum tätig ist, (...) denn in unserer Lebenswelt könnte man sich in weiten Bereichen gar nicht auf die volle Sinnlichkeit einlassen.“, ebd, S. 17 [5] Durch die vorherrschenden Lichtverhältnisse des halbdunklen Raums, lassen sich die darin platzierten Leuchtkästen mit dem Medium der Fotografie nicht einfangen. Weder die räumliche (Licht-)Atmosphäre, noch die selbstleuchtenden digitalen malerischen Illustrationen, lassen sich originalgetreu dokumentieren – geschweige denn die Kombination aus beidem. Der Druck auf transluzenter Backlit Folie hat die gleiche Detailtreue und Farbwiedergabe wie die Original-Darstellung der Abbildungen auf dem Computermonitor, jedoch mit einer noch größeren Leuchtkraft und Tiefenwirkung.
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Silke Daub/ ÐåUB Studiõ –
Bureau for Visual Affairs 2007–2020
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